top of page
  • AutorenbildNailhead Magazine

PETER THE HUMAN BOY: "FÜR MICH IST SONGWRITING IMMER EINE SUCHE NACH WAHRHEIT"



Peter The Human Boy ist wohl das Aushängeschild Wiens wenn es um Dreampop/Slowrock/Indie Rock geht. Der gebürtige Vorarlberger Peter Mathis ist seit geraumer Zeit einer der bekanntesten und beliebtesten Indie Rocker der lokalen Szene, denn mit seinem verträumten Sound hat er nicht nur bei uns in Österreich, sondern auch International an Bekanntheit gewonnen. Wir durften Peter The Human Boy exklusiv für euch interviewen und ihm einige interessante Fragen stellen.


Nailhead Magazine: Hey Peter, danke dass du dir die Zeit nimmst für uns ein paar Fragen zu beantworten! Für alle, die dich noch nicht kennen sollten, stell dich doch mal kurz vor. Wer bist du und was machst du so?


Peter: Mein Name ist Peter Mathis. Ich bin Songwriter und Produzent aus Vorarlberg, lebe seit 6 Jahren in Wien und mache Musik unter dem Namen Peter The Human Boy. In meiner Liveband singe ich und spiel Gitarre. Daneben bin ich als Schlagzeuger und Bassist in anderen Projekten.


Nailhead Magazine: Fangen wir mal ganz vorne an, wie lange machst du denn schon Musik und wie bist du zum Musizieren gekommen?


Peter: Das hat vermutlich mit dem Tag begonnen, als mein Papa mit mir in die Musikkapelle meines Heimatdorfes gegangen ist. Da war ich 7. Er war mit dem Obmann befreundet und die beiden haben gemeint ich soll mich einfach mal hinsetzen wo es mir am besten gefällt. So bin ich schlussendlich beim Schlagzeug gelandet. Das war ein guter Move von meinem Papa und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Er hat viel Cat Stevens und Queen gehört, was mich sicher auch geprägt hat. Meine Mama fast ausschließlich Elvis. In der Hauptschule hab ich dann angefangen Gitarre zu lernen und hatte bald darauf meine erste Punk/Garage Band. Danach folgten verschiedenste Bandprojekte, von Stoner Rock über Blues bis zu einem experimentierfreudigen Funk/Jazz/Dubstep Quintett (LOL) und einer Indie-Pop Band, die es in kürzester Zeit auf die Hauptbühne des Frequency Festivals geschafft hat, was der Band schlussendlich nicht unbedingt gut getan hat. Während sich das aufgelöst hat, bin ich nach Wien gezogen und hab mich dort erstmals so richtig mit meinen eigenen Songs und meiner Stimme auseinandergesetzt und schlussendlich ein Solo-Projekt gestartet.


Nailhead Magazine: In einigen Artikeln liest man über deine Musik immer wieder die Begriffe Indie Rock und Slowrock. Wie würdest du deine Musik selber beschreiben?


Peter: Das Wort Indie ist heute zwar schon eine durchgelaufene Schuhsole aber es stört mich nicht, wenn ich in diese Schublade gesteckt werde. Den Begriff Slow Rock hab ich selbst schon oft verwendet. Ich schätze, ich hab einfach einen Hang zur Langsamkeit. Das lässt mehr Raum für Details. Ich glaube, dass es bei dem Wort Slow für mich aber mehr um eine Suche nach Erdung und Geborgenheit geht, als um ein Tempo. Ansonsten tue mir schwer meine Musik in ein Genre zu packen, was glaub ich normal ist, aber ich habe definitiv einen Sound entwickelt, der sich Bedroom-Pop, Slacker Rock, Indie-Schiene zuordnen lässt. Vieles davon kommt sicher von den Instrumenten, die ich verwende. Ich spiel gern alte Synths, super trockene Drums und hab eine Schwäche für Recording Equipment mit viel Charakter und Eigenwillen wie z.B. meine Bandmaschine, die mehr Probleme als Aufnahmen macht, haha.



Nailhead Magazine: Deine Songs wirken gut durchdacht und strukturiert. Wie sieht das bei dir aus, wenn du ein neues Lied schreibst? Gehst du nach Plan vor oder lässt du es einfach geschehen?


Peter: Ich versuche so viel wie möglich geschehen zu lassen. Für mich ist Songwriting immer eine Suche nach Wahrheit, die dir niemand liefern kann außer dir selbst, eine wunderbare Art sich selber besser kennen zu lernen und zu verstehen. Ich habe dafür keine Formel entwickelt aber ich hab gelernt, dass es wichtig ist zuzuhören, ohne zu urteilen oder zu versuchen den Outcome irgendwie zu kontrollieren. Ich glaube definitiv an die „Zone“, den Zeitrahmen in dem dein Unterbewusstsein etwas verarbeiten will und da entsteht im besten Fall die Essenz eines Songs. Der Rest ist dann eine Frage von Arrangement und Produktion. Wenn ich davor aber nicht spüre, dass ein Song irgendetwas mit mir macht, schreib ich ihn auch nicht fertig.


Nailhead Magazine: Bis jetzt hast du 2 Alben veröffentlicht, zuletzt 2022 "Stranger´s Life“ und 2019 "Goodbye Summer". Was waren die größten Unterschiede im Entstehungsprozess von den beiden Alben?


Peter: Mein erstes Album war ursprünglich nur eine Challenge an mich selbst. Ich wollte einfach sehen ob ich alleine ein Album machen kann und wie das wohl klingen würde. Dabei hatte ich noch nicht ernsthaft an einen Namen oder eine Band gedacht. Ich musste noch viel über Recording und Mixing lernen bis ich die Songs in meinem WG Zimmer halbwegs so hinbekommen habe wie ich es im Kopf hatte aber es hat unendlich viel Spaß gemacht. Schlussendlich ist Goodbye Summer ein Lebewohl an meine unbeschwerte Jugend in Vorarlberg geworden. Beim zweiten Album hab ich viel mit Tape gearbeitet, damit wieder eine Challenge da war, haha. Stranger’s Life ist für mich ein sehr buntes Album geworden, auf dem ich mich erstmals auch mit schwereren Themen auseinandergesetzt habe. Vieles davon ist über den Zeitraum von zwei Monaten in einem renovierten Bauernhof im Burgenland entstanden, weil ich zu der Zeit in Wien keine Möglichkeit hatte in Ruhe aufzunehmen und ich mich nach einem Ortswechsel gesehnt hab. Die meiste Zeit war ich also alleine in diesem 20 Einwohner Dorf ohne Handyempfang und musste 3/4h zum nächsten Markt radeln. Das war eine interessante Erfahrung und ich kann mir gut vorstellen sowas nochmal zu machen, vielleicht mit nicht ganz so viel Alonetime, haha.



Nailhead Magazine: Bei der Single „Waiting for a Sign“ hast du ein Feature mit Joe Traxler, wie ist die Collaboration mit ihm zustande gekommen? Hast du in Zukunft vor noch mal mit anderen Musiker*innen zusammenzuarbeiten?


Peter: Ich hab Joe nur flüchtig gekannt, bevor er mich angeschrieben hat aber ich war schon länger Fan von seiner Musik. Ich war etwas überrascht, als er mich gefragt hat ob wir zusammen einen Song machen wollen. Ich dachte mir nur, Joe ist ein zehnmal besserer Musiker als ich, wie soll das funktionieren, haha, aber irgendwann hab ich auch verstanden dass das keine Rolle spielt. Wir haben ein bisschen gejammt und schlussendlich eine alte Songidee von mir aufgegriffen und gemeinsam fertig geschrieben. Wir haben zusammen Drums und Bass getrackt, ich am Schlagzeug, Joe am Bass und dann abwechselnd die anderen Sachen eingespielt. Es war sehr spannend für mich zu sehen wie wir beide in verschiedenen Phasen der Produktion perfektionistisch waren und uns dann gegenseitig gedrängt haben es jetzt mal gut sein zu lassen. Ich hab auf jeden Fall Lust wieder mit anderen KünstlerInnen zu kollaborieren. Ich glaube, es braucht nur das richtige Timing und den richtigen Song, dann kann nicht viel schief gehen.


Nailhead Magazine: Du schreibst und produzierst deine Songs meistens selber, gehört diese DIY Attitude einfach zu dir oder möchtest du deine Songs und Ideen ungern aus der Hand geben?


Peter: Das kommt auf das Projekt an. Peter The Human Boy ist mein musikalischer Rückzugsort, eine Art persönliches Tagebuch, in dem ich mich so ehrlich wie ich es nur kann mit mir selbst auseinandersetze. Dabei will ich von niemandem abhängig sein. Dafür habe ich schon zu viele Bandprojekte auseinandergehen sehen. Außerdem macht es mir zu viel Spaß, selber an den Knöpfen zu drehen, neues auszuprobieren und besser im Produzieren zu werden. Grundsätzlich liebe ich es mit anderen Menschen Musik zu machen und auch in anderen Bands zu spielen. Ich schätze es aber, ein Projekt zu haben, das meine Handschrift trägt und bei dem ich mich fürs Wesentliche auf niemanden verlassen muss.


Nailhead Magazine: Hast du einen oder mehrere Lieblingssongs von deinen Veröffentlichungen?


Peter: Ich habe keine absoluten Favorites, aber ich mag bestimmte Sachen an den manchen Songs mehr als an anderen. Ich liebe z.B. wie Don’t Cry oder Strange Times auf Platte klingt. Dafür finde ich das Arrangement von Maybe Baby und This Kind Of Love sehr gelungen. Bei Konzerten ist Getting Along Too Well einer meiner Lieblingssongs, die Aufnahme finde ich aber schrecklich. Grundsätzlich nerven mich alle meine Songs ungeheuer aber ich glaube das ist ziemlich normal, wenn man sie oft gehört und gespielt hat.



Nailhead Magazine: Wie denkst du, würden dich deine Bandkollegen beschreiben?


Peter: Puh, das ist eine schwierige Frage. Ich schätze mal sie würden sagen, dass ich mich gerne mit unnötigen Details beschäftige. Damit hätten sie sicher nicht unrecht aber ich glaub es wird besser. Unsere Keyboarderin Erika merkt am schnellsten wenn ich hangry bin, weil Hunger bei mir leider eine echt krasse Persönlichkeitswandlung auslöst. Ich schwöre, eigentlich bin ich ganz lieb, haha.


Nailhead Magazine: Gibt es einen oder mehrere Musiker*innen, aus dem Genre in dem du dich bewegst, die du bewunderst oder eine Inspiration für dich sind?


Peter: Unkown Mortal Orchestra, Mac Demarco, Weyes Blood, Tame Impala, Mild High Club, King Gizzard, Courtney Barnett, Michael Rault und Vulfpeck sind alles aktuelle KünstlerInnen, die ich definitiv bewundere und von denen ich viel lernen konnte. Es gibt aber auch genug lokale Acts z.B. Bilderbuch, Good Wilson und Leyya, die mich inspirieren. Abgesehen davon höre ich am liebsten Musik aus den 60ern und 70ern. Ich weiß nicht an was es liegt, dass der Sound von modernen Produktionen mich selten so mitreißt wie 50 Jahre alte Motown Platten. Ich mags wahrscheinlich einfach, wenn ich das Gefühl habe, ich kann den MusikerInnen beim aufnehmen zuhören, den Raum, das Bandrauschen und alles was dazugehört.


Nailhead Magazine: Deine Musik hab ich das erste Mal 2019 gehört als mir dein erstes Album „Goodbye Summer“ plötzlich auf YouTube vorgeschlagen wurde. Deine Musik gefiel mir richtig gut und ich war der festen Überzeugung, dass du aus den Vereinigten Staaten sein musst. Dein Sound ist so International, hast du schon mal an eine USA oder England Tour gedacht? Du hättest dort bestimmt auch großen Zuspruch für deine Musik.


Peter: Es gibt tatsächlich einige HörerInnen aus den USA. Ich schätze, das kommt durch die Playlists und Uploads von kleinen internationalen Blogs und Labels. Ich wusste lange nichts von diesem einen Upload vom Album auf YouTube und ich hab mich gewundert, warum plötzlich Menschen aus Thailand und den USA meine Platte bestellen. Das hat mir auf jeden Fall geholfen neues Publikum zu finden aber eine Tour in England oder Amerika trau ich mir deswegen nicht zu, haha.


Nailhead Magazine: Zum Schluss wieder eine meiner Lieblingsfragen. Was sind deine musikalischen Pläne für die Zukunft? Schreibst du schon an ein paar neuen Songs?


Peter: Ich schreibe auf jeden Fall neue Songs. 2022 war eines der emotional turbulentesten und anstrengendsten Jahre meines Lebens und ich habe dabei viel neues über verschiedene Arten von Liebe und Beziehungen gelernt. Deshalb wird sich das nächste Album viel um dieses Thema drehen. Momentan arbeite ich an den Demos. Mit der Band spiel ich im Frühling eine zweieinhalbwöchige Tour in Österreich und Deutschland. Darauf freuen wir uns schon sehr.


Nailhead Magazine: Vielen Dank für deine Zeit und das Interview!

 

Peter The Human Boy Tourdates:


APR 28 - KLAGENFURT, Hafenstadt


APR 29 - WIEN, B72


MAY 03 - KÖLN, Yard Club


MAY 04 - HAMBURG, Mikropol


MAY 05 - CHEMNITZ, Weltecho


MAY 06 - LEIPZIG, Noch Besser Leben


MAY 07 - OFFENBACH, Hafen 2


MAY 08 - AACHEN, Franz


MAY 11 - ESSLINGEN, Dieselstrasse


MAY 12 - DORTMUND, Etepetete Festival


MAY 13 - ULM, GOLD


MAY 20 - WIEN, Nailhead Fest #2

 

LINKS


GIVE US A FOLLOW


Interviewer: Constantin Jacobs

Photos: Graphic by Constantin Jacobs -> Original by Luca Celine / Rest of the photos also by Luca Celine






bottom of page